Bevorzugt Google negative und kritische Artikel?

29. 11. 2016
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ORM
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Nach vielen verschiedensten Projekten im Bereich Online Reputation Management sehen wir ein Phänomen immer und immer wieder: Negative oder kritische Berichte zu prominenten Personen oder Firmen ranken oft besser als gleichwertige positive Artikel.

Nicht nur das: Es schein sogar, dass Google diese kritischen Stimmen klar bevorzugt. Selbst wenn alle anderen Faktoren für einen positiven Artikel sprechen (Aktualität, mehr Backlinks, besserer Content, auf einer stärkeren Domain, etc.) hält Google an dem kritischen fest und rankt ihn höher.

Online Reputation Management (ORM) kurz erklärt

Rankt Google einen negativen, kritischen oder sogar rufschädigenden Artikel auf der 1. Seite der Suchergebnisse, wenn jemand nach einem Namen oder einem Firmennamen sucht, stellt das in der Regel ein großes Problem für die betroffene Person dar. Nun gibt es viele Möglichkeiten mit diesem Problem umzugehen: Vom Ernstnehmen der Kritik mit adäquater Reaktion darauf, über direkten Kontakt mit Bitte um Änderung des Inhalts, bis hin zu rechtlichen Schritten oder einem Antrag bei Google auf Löschung des Suchergebnisses („Recht auf Vergessen“). Scheitern all diese Möglichkeiten, so bleibt oft nur mehr eine übrig: Das negative Listing bei Google muss nach unten abgedrängt werden, im Idealfall auf die 2. Seite.

Strategien für ORM

Die Strategie dafür hängt von der Art des Inhalts ab. Einen News Beitrag verdrängt man am ehesten mit Hilfe eines anderen News Beitrags, ein Video mit einem anderen Video.

Einige Maßnahmen, die einem zur Verfügung stehen sind:

  • Profile auf diversen Social Media Plattformen erstellen und diese aktiv betreuen
  • Domains mit dem Namen / Firmennamen kaufen und mit guten Inhalten bespielen
  • Multimediale Inhalte erstellen und bewerben
  • Bestehende Ressourcen optimieren
  • Bloggen
  • Pressemeldungen veröffentlichen. Oder noch besser: Interviews geben und dadurch in die Medien kommen
  • Links, Likes und Shares zu diesen Beiträgen aufbauen.

Gelingt es einem, eigene oder fremde positive Ressourcen in den Suchergebnissen über dem negativen Beitrag zu positionieren, rutscht das rufschädigende Listing immer weiter ab bis es schließlich ganz von der 1. Trefferseite verschwindet.

Reporting für ORM – der „Sentiment Score“

Dabei ist es aber sehr wichtig einen ganzheitlichen Blick zu bewahren. Das Thema ist sehr emotional und die Entwicklung des Projekts schwer abzubilden, vor allem wenn es um mehrere negative Listings auf der 1. Seite geht. Der „Sentiment Score“ ist ein sehr gutes Mittel um den Überblick zu bewahren und den Fortschritt darzustellen. Dabei bekommt jede Position auf der ersten Trefferseite einen bestimmten Wert zugewiesen, der – je nach Listing – addiert oder subtrahiert wird. So errechnet sich ein Gesamtwert, der als KPI verwendet werden kann.

„Query Deserves Diversity“ – warum kritische Artikel bevorzugt werden

Kritische Beiträge behalten oft – ohne ersichtlichen Grund – bessere Ranking-Positionen als sie verdienen würden. Teilweise sind die Beispiele so extrem, dass es schlichtweg haarsträubend ist. Es kommt also der Verdacht auf, dass Google diese Beiträge absichtlich oben hält. Das Thema „Query Deserves Diversity“, oder QDD, ist nicht neu und wurde schon 2008 von Rand Fishkin beschrieben. Aus den Kommentaren unter dem Artikel sieht man deutlich, dass es einiges an Frust auslöst.

QDD macht auch Sinn: Wenn jemand Informationen zu einem Thema, einem Produkt oder einer Person sucht, soll er möglichst vielseitige, unabhängige und eben positive sowie kritische Inhalte finden.
Wenn ich mich für ein neues Auto interessiere, will ich nicht nur den offiziellen Lobgesang des Herstellers lesen, sondern auch kritische Stimmen, die mögliche Probleme aufzeigen.

Was bedeutet das für uns SEOs?

Unsere Arbeit wird dadurch nicht einfacher, aber dafür interessanter. Wir müssen eine Vielzahl an Faktoren abwägen und Strategien finden, um in einem schwierigen Umfeld den gewünschten Erfolg zu erzielen.
Und wir müssen die Erwartungshaltung unserer Kunden richtig einstellen: nicht jede Kritik kann – oder soll – verdrängt werden.